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Klassischer Humanismus
Definition



Das humanistische Menschenbild ist die Grundlage unserer aufgeklärten Kultur. Durch linke Gesellschaftsexperimente wurde es aber mehr und mehr verfälscht und verdunkelt. Heute glauben manche, beim "Humanismus" handele es sich um Humanität, und zwar eine linksmotivierte, exzessive Humanität, bis hin zur Selbstaufgabe. Andere glauben, "Humanismus" sei die Bezeichnung für eine atheistische Weltanschauung.

Doch Humanismus ist in Wahrheit etwas ganz anderes.

Humanismus ist die Kultivierung und Sensibilisierung des Menschen durch Lesen, Schreiben, Denken und Diskutieren. Es ist die Macht des Wortes im Gegensatz zur Macht der Gewalt. Es ist im Kern die Orientierung auf den Menschen als vernunftbegabtes, wahrheitsliebendes und mitleidensfähiges Wesen.

Diese Kultur des Humanismus wurde exemplarisch zur Zeit der klassischen Antike entwickelt. Dafür stehen Namen wie Sokrates, Platon, Aristoteles und Cicero. Christentum und Islam haben diese Ideen teilweise in ihre Theologie eingearbeitet. Auch andere Kulturen kennen eine Kultur des Humanismus.

Nach dem Mittelalter haben Renaissance und Aufklärung auf die Quellen der Antike zurückgegrifen und daraus die moderne Welt geschaffen. Immer wieder müssen wir zu diesen Quellen zurück, wenn wir die moderne Welt erhalten und entwickeln wollen.

Beim Humanismus handelt es sich also nicht um eine Religion oder Weltanschauung, sondern um eine Geisteshaltung, die Anhänger aller Religionen und Weltanschauungen entwickeln können. Und was die Humanität anbelangt: Die Humanität des Humanisten existiert nicht losgelöst von Vernunft und Wahrheitsliebe.

Im Zentrum des humanistischen Menschenbildes steht die Vernunft, und der Wille zur Wahrheit. Es ist die Vernunft, die den Menschen zum Menschen macht. Es sind Vernunft und Wahrheitsliebe, die den Menschen davor bewahren, getrieben von Gefühlen und Wunschdenken irrationale Entscheidungen zu treffen. Es ist die Vernunft, die den Menschen befähigt, ein moralisches Dilemma zu erkennen und sich bewusst zwischen einem kleineren und einem größeren Übel zu entscheiden. Humanismus ist gelebte Verantwortungsethik, die die ganze Wahrheit in den Blick nimmt. Humanismus ist unvereinbar mit einer Gesinnungsethik, die die Wahrheit nicht liebt und vor einem kleineren Übel zurückschreckt, um sich dadurch einem größeren Übel blind in die Arme zu werfen.

Im Zentrum des Humanismus steht die Vernunft, denn nur durch sie wird der Mensch zum Menschen. Humanismus lässt sich nicht auf Humanität reduzieren. Die Humanität des Humanisten existiert nicht losgelöst von Vernunft und Wahrheitsliebe. Humanität ohne Vernunft und Wahrheitsliebe ist keine Humanität.




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